Kindliche Fantasie - wie gezielt fördern?
"Mama, liest du mir was vor?" Kinder lieben Geschichten von Erwachsenen, doch haben Sie sich schon einmal von Ihrem Sprössling ein selbst erdachtes Märchen erzählen lassen oder zugesehen, wenn Ihr Kleines in spielerische Fantasiewelten eintaucht? Die kindliche Fantasie ist ein wichtiger Schritt auf dem Entwicklungsweg zu einer kreativen und somit lösungsorientierten Persönlichkeit, die es zu fördern gilt.
Das magische Alter und die Fantasie
Für Kinder ist die Fantasie der Schlüssel zur Welt. Durch das Ausdenken von Geschichten und Erschaffen eigener Fantasiewelten wird das zuvor Erlebte begreifbar gemacht. So mutiert jeder Spaziergang zum Abenteuer, bei dem sich knorrige Bäume in Fabelwesen verwandeln und die vorbeiziehenden Wolken am Himmel lebendige Formen annehmen. Kinderaugen sehen, was Erwachsenen häufig verborgen bleibt, da wir uns die Fähigkeit zum verspielten Herumfantasieren mit zunehmender Reife nicht mehr erlauben. Dabei ist es gerade für Kinder enorm wichtig, ihnen Freiräume zum fantasiereichen Erforschen und Entdecken zu gewähren und so eine gesunde Entwicklung zu fördern. Durch das uneingeschränkte Spielen und Erleben entfalten Kinder ihre individuelle Kreativität, die es ihnen im Erwachsenenalter ermöglicht ungewöhnliche Lösungsansätze für auftretende Probleme zu finden. Hierbei wird der Zeit zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr eine besondere Rolle zuteil. Auch als "Magisches Alter" bezeichnet, ist es nun an Ihnen die kindliche Fantasie gezielt zu unterstützen.
Die kindliche Fantasie anregen
Neben dem freien Spiel, bei dem sich die Kinder nach Belieben ausleben und ausprobieren dürfen, besteht die Aufgabe für uns Erziehungsberechtigte darin uns ohne Vorbehalte in die kindliche Fantasiewelt hineinzuversetzen. Begeben Sie sich mit Ihrem Kind auf Augenhöhe und "Spinnen" doch einfach mal gemeinsam nach Herzenslust herum: Denken Sie sich zusammen die wildesten Geschichten aus, bei dem jeder die Erzählung abwechselnd um einen Satz ergänzen darf. Malen Sie gemeinsam ein großformatiges Bild, bei dem alle Farben des Tuschkastens zum Einsatz kommen. Ein wertvoller Tipp zur Anregung der Fantasie ist auch ein Ausflug in die Natur. Gehen Sie mit Ihrem Kind raus in den heimatlichen Wald und erleben Sie die rauen Borken der Bäume, das weiche Moos auf dem Waldboden und die herabgefallenen bunten Blätter mit allen Sinnen. Lassen Sie Ihrer Fantasie beim anschließenden Sammeln von Waldschätzen wie Kastanien, Eicheln und Co. gemeinsam freien Lauf, bevor die Waldmitbringsel zu Hause zu kleinen Kunstwerken zusammengebastelt werden.
Langeweile dient der Fantasie
Gewähren Sie Ihrem Kind bewusst Zeit. Ein von Freizeitstress geplagtes Kind lernt zwar die an es gestellten Vorgaben nach bestem Wissen zu erfüllen, doch hat es keine Möglichkeit sich selbst mitsamt all seinen Fähigkeiten zu entdecken und so wertvolles Selbstvertrauen aufzubauen. Eingeplanter Leerlauf ist in diesem Fall Trumpf, denn Langeweile dient als Antrieb für die Fantasie. Nur, wer sich hin und wieder mit sich selbst beschäftigen muss, hat die Freiheit eigenständig auf Ideen zur spielerischen Beschäftigung zu kommen. In der Zeit ist es Ihrem Kind erlaubt vor sich hin zu träumen, ein Buch zu lesen, den Himmel zu betrachten oder sich mit Kissen und Decken eine Burg im Kinderzimmer zu bauen. Wer zudem denkt, viele elektronische Spielzeuge machen ein Kind glücklich, der irrt. Massenhaft Spielzeug, das auf Knopfdruck blinkt und bereits sämtliche Spielmöglichkeiten aufgrund einer eingeschränkten Funktionsweise vorgibt, mag für den Moment interessant erscheinen, schränkt auf Dauer aber die Fantasie von Kindern massiv ein.
Alternativen zu elektronischem Spielzeug
Zeigen Sie Ihrem Kind stattdessen Alternativen auf, die ein freies Spiel ermöglichen, den Erschaffungstrieb der Kinder anregen und somit die Vorstellungskraft fördern. Durch ein fantasieanregendes Spiel sind ein Blatt Papier, einige Buntstifte, Bausteine in verschiedenen Ausführungen, ein Stück Frischhaltefolie und kleine Spielfiguren die einzigen Zutaten, die es braucht, um eine wilde Piratenmeute mit einem selbst gebastelten Papierboot in die wellenumtobte See stechen zu lassen.